Donnerstag, 27. Juni 2013

Scott Lynch - The Gentleman Bastard Sequence

Scott Lynch - The Gentleman Bastard Sequence

Gentleman Bastards
I have always found the presumptions of others to be the best possible disguise - haven’t you?
In Camorr, einem Stadtstaat in einer fiktiven - an ein mittelalterliches Venedig angelehnten - Welt, lebt der junge Locke Lamora, ein Gentleman-Ganove (Gentleman Bastard).

I have always found the presumptions of others to be the best possible disguise - haven’t you?

Die Welt des Locke Lamora wird nur sehr knapp vorgestellt. Außer Camorr und einigen weiteren Städten, zwischen denen hauptsächlich über Wasser betrieben wird, wird beinahe nichts angesprochen. Als übernatürliches Element wird eine Variante von Alchemie in die Welt eingeführt, die hauptsächlich für Heiltränke und Gifte benutzt wird (und natürlich Alkohol). Es existiert noch eine reinere, mächtigere Form von Magie, die allerdings nur von einer abgeschotteten Gruppe genutzt wird.
In Camorr existiert parallel zur gewöhnlichen Gesellschaft eine Unterwelt, die selbst über Hierarchien verfügt und mit den Stadtverantwortlichen ein mehr oder weniger geheimes Abkommen getroffen hat, das die Interessen beider Gruppen schützen soll.

Der erste Band der Reihe, Die Lügen des Locke Lamora, erzählt die Geschichte des Meisterdiebes Locke Lamora. Dabei ist Meisterdieb eigentlich der falsche Begriff. Neben seiner Eigenschaft als archetypischer edler Dieb, nutzt er hauptsächlich ausgeklügelte Tricks und geschickte Manipulationen um die wohlhabenden dreist und persönlich um ihr Eigentum zu bringen. In einem parallelen Handlungsstrang wird seine Kindheit betrachtet, wobei die beiden Erzählungen nicht direkt konvergieren, aber letztendlich in einer gewissen Symmetrie enden. Lynch ist auch nicht abgeneigt, scheinbar prominente Figuren mitten in der Handlung sterben zu lassen, wobei die Konsequenzen - weder für die Handlung noch die emotionalen - an George R. R. Martin heranreichen (und vermutlich auch nicht sollen).

Der zweite Band, Sturm über roten Wassern, führt die Geschichte direkt weiter, wobei sie mich nicht ganz überzeugen konnte. Das liegt hauptsächlich an dem Thema, der Seefahrt, was sicherlich Geschmackssache sein wird.

Insgesamt bleibt die Geschichte vorhersehbar. Die Figuren sind größtenteils etwas simpel, aber sympathisch. Die Handlung hält mehrere Überraschungen bereit, wird aber zu keinem Zeitpunkt zu komplex. Sprachlich ist es flüssig und angenehm zu lesen (zur der deutschen Übersetzung kann ich mich nicht äußern), auch wenn es vereinzelt holprig wird und das Springen zwischen den Zeitebenen einige Leser abschrecken wird.

Insgesamt eine solide Reihe, deren erster Band recht viel Aufmerksamkeit gewinnen konnte, aber nicht außergewöhnlich. Wer noch keine Geschichte mit Dieben oder schurkischen Helden gelesen hat - oder mehr davon lesen möchte - wird hier hervorragend bedient.

Insgesamt sind für diese Reihe sieben Titel geplant:

  • The Lies of Locke Lamora (2006) / Die Lügen des Locke Lamora (2007)
  • Red Seas Under Red Skies (2007) / Sturm über roten Wassern (2008)
  • The Republic of Thieves (geplant 2013) / Die Republik der Diebe (geplant 2013)


Der Autor stellt jeweils eine Leseprobe bereit, leider nur im RTF-Format.

Montag, 24. Juni 2013

Anne Bishop - The Others

Anne Bishop - The Others

(noch kein deutscher Titel bekannt)
If they are careful, the humans survive. Most of the time, they survive.
 Written in Red ist der erste Band einer neuen Reihe von Anne Bishop, The Others. Er ist, prinzipiell, wie jedes ihrer Werke aufgebaut: Eine junge Frau, "besonders" und anders als alle anderen, trifft in einer phantasievoll gestalteten Welt auf eine Gruppe mächtiger "Menschen", die sie nach und nach kennen lernt und findet eine Art von Romantik in einem unwahrscheinlichen Partner.

Written in Red ist angenehmer und anspruchsvoller geschrieben als Bishops früheren Bücher. Es ist deutlich zu sehen, wie sich ihre Fähigkeiten als Autorin von The Black Jewels über Tir Alainn bis hin zu Ephemera weiterentwickelt hat. Es ist stellenweise noch etwas langsam und mit einigen doch noch künstlich wirkenden Szenen gefüllt. Als Serienanfang ist es vielversprechend, als eigenständiges Werk wäre es vielleicht noch etwas zu schwach gewesen. Am Ende des Buches ist das neue bekannt, die Welt kennen gelernt und die (vermutliche) Haupthandlung der Serie eingeführt. Die nächsten Bände werden zeigen, ob die Serie Potential hat.
Wie jede Welt Bishops ist auch diese hier wunderbar ausgedacht (und zum ersten Mal in einer alternativen modernen Erde - Urban Fantasy), wenn auch nicht wirklich vollständig konsistent und durchdacht. Wer auf ausgeklügeltes und durchdachtee Worldbuilding (wie etwa Sandersons, Jordans oder Tolkiens) Wert legt, wird hier enttäuscht werden. Die Figuren selbst sind auch wie in allen ihrer Werke einfach gestrickt - Gute sind einfach gut, Böse sind einfach böse. Es ist etwas durchdachter als ihre früheren Werke (das sagt noch nicht viel), bleibt aber immer noch einfach gestrickt. Intelligente und interessante Antagonisten werden bei Bishop leider vergeblich gesucht. Die Damsel in Distress ist auch hier wieder vertreten.
Human Law Does Not Apply
The Others spielt in einer alternativen Welt, in der sich unabhängig von den Menschen eine andere intelligente Art entwickelt hat: die Titelgebenden "Others", auch terra indigene genannt. Diese sind die wirklichen Herrscher über die Welt, und bilden von klassischen Fabelwesen wie Vampire und Werwölfe bis hin zu Elementargewalten die ganze Palette an Sagengestalten ab. Menschen sind für sie nur laufendes, denkendes Futter. Entsprechend hat sich die Geschichte der Menschheit anders entwickelt. Technologisch etwa auf unserem Stand mit einigen Änderungen - zurückzuführen auf eingeschränkt verfügbare Ressourcen - hat sich eine Art von unsicherem Zusammenleben entwickelt, in dem Tauschhandel betrieben wird, die beiden Arten sich aber in keiner Weise vermischen.
Aufgerüttelt wird die beklommene Stimmung durch Meg, die auf der Flucht vor Verfolgern unbeabsichtigt ein Wohngebiet der Others betritt, ein gefährliches Geheimnis mit sich bringend.

Written in Red war einer der Überraschungstitel des Jahres und hat trotz seiner Schwächen einen positiven Eindruck hinterlassen.

Hier ein Auszug aus dem Buch.

Freitag, 21. Juni 2013

Brent Weeks - Lightbringer Series

Brent Weeks - Lightbringer Series


Die Licht-Tetralogie

 Brent Weeks wurde vor einigen Jahren durch seine Night-Angel-Trilogie bekannt, die mehrere Bestseller-Listen erobern konnte. Eventuell wird sie hier später einen eigenen Eintrag erhalten.
Die aktuelle Fantasy-Reihe von ihm ist Lightbringer, eine vierbändige Serie, deren ersten beiden Bücher bereits veröffentlicht wurden: The Black Prism und The Blinding Knife.

Die Geschichte folgt hauptsächlich Gavin Guile, dem "mächtigsten Mann der Welt" und Kip, einem übergewichtigen Jugendlichem, dessen Leben gerade auf den Kopf gestellt wird.
Lightbringer ist eine vorindustrielle Welt, in der Schusswaffen und einfache Mechanik existieren und die in sieben Reiche (Satraps) aufgeteilt ist. Jedes Reich ist prinzipiell unabhängig, es existiert allerdings eine Art zentraler Regierung (die genauen Machtverhältnisse werden nicht deutlich), der die sieben Reiche teilweise unterstehen. An der formellen Spitze der Regierung steht der Prisma, Gavin Guile, der mächtigste der "Magier", allerdings werden ihm genügend Mitregierende zur Seite gestellt um seine Macht doch stark einzuschränken und teilweise auszuhebeln.
Die Magie der Reihe zieht sich aus den Farben des sichtbaren Lichts, was stark an Sandersons Warbreaker erinnert. Die meisten magiebegabten können eine Farbe davon benutzen, weniger zwei und selten drei oder mehr. In jeder Generation wird eine Person mit der Fähigkeit geboren, alle Farben zu benutzen: der Prisma. In dieser Generation ist jedoch etwas anders: es gibt zwei. Die ganze Magie wird von einem starken religiösen Gewand umgeben, auch wenn es mehr nach einem Machtinstrument denn nach echter göttlicher Kraft aussieht (mehr davon vermutlich im dritten Band).
Die Geschichte beginnt 16 Jahre nach einem gewaltigen Krieg, an dem Gavin nicht ganz unschuldig war. Jetzt zieht eine neue Bedrohung auf, stärker als damals, die sich anschickt die Fundamente der Gesellschaft zu zerstören. Gavin versucht den Frieden zu bewahren, alte Versprechen einzulösen und dabei seinen geheimen Plänen weiterzuarbeiten.

Die neue Reihe ist deutlich besser geschrieben als seine vorherige, deren Faszination sich hauptsächlich aus dem "guten Schurken" als Hauptfigur zog, die hier natürlich deutlich fehlt.
Sehr umstritten ist der Humor in Lightbringer. Während viele Leser ihn als großen Pluspunkt sehen, fand ich ihn zum Haare raufen. Mehrmals beim Lesen hätte ich allein deswegen fast abgebrochen, was ich selbst bei schlechteren Büchern eigentlich nur ungern tue. Während es in Night-Angel nur vereinzelt vorkam, scheint hier jede einzelne Person in jeder einzelnen Unterhaltung das unwiderstehliche Bedürfnis zu haben, den Gesprächspartner spöttisch auf die Schippe zu nehmen, was in den meisten Situationen einfach nur vollkommen absurd erscheint. Absolut unglaubwürdig und völlig fehl am Platz. Hätte sich das auf einzelne Personen oder zumindest einzelne Kulturen beschränkt, hätte ich es noch akzeptieren können.

Der erste Band war noch recht ordentlich, der zweite sank etwas ab. Es bleibt abzuwarten ob der dritte die Reihe retten kann. Das Potential hat er, ob es reicht wird sich zeigen.

Über die deutsche Übersetzung kann ich nichts sagen. Ich würde aus Erfahrung nicht zu viel erwarten, andererseits ist die Sprache im Original recht einfach gehalten und dürfte, abgesehen von der üblichen (grauenvollen) Übersetzung von Eigennamen nicht allzu problematisch geworden sein.

Leseprobe aus The Black Prism.

Bände der Reihe:

  1. The Black Prism (Schwarzes Prisma)
  2. The Blinding Knife (Die blendende Klinge)
  3. The Broken Eye (Der Blutspiegel)
  4. [Noch unbenannt]

Brandon Sanderson - The Rithmatist

Brandon Sanderson - The Rithmatist (Rithmatist Series I)

The Rithmatist ist der erste Band einer neuen Young-Adult-Reihe von Brandon Sanderson. Sie spielt, anders als die meisten anderen Werke, nicht in seiner Welt Cosmere, sondern ist eine eigenständige, (bislang) leicht Steampunk-artige Welt, die deutlich an unsere eigene angelehnt ist. Da Sanderson derzeit an mehreren anderen Reihen schreibt (Way of Kings, Mistborn, Elantris), wird es bis zur Fortsetzung vermutlich noch eine ganze Zeit dauern.

Das neue System dieser Reihe ist Rithmatics, wobei Kreide benutzt wird, um Figuren zu zeichnen und diese zum "Leben" zu erwecken. Das Ganze soll, laut Sanderson, eine fantasievolle Variante von Starcraft sein, wobei sich über die tatsächlichen Ähnlichkeiten stark streiten lässt.
Als Young-Adult-Buch ist es (noch) einfacher aufgebaut als seine anderen Werke. Sowohl die Figuren, die Ereignisse als auch die Haupthandlung sind vergleichsweise einfach gestrickt und zum Großteil vorhersehbar. Das Ende wird ein wenig zu plump umgesetzt, es gibt aber genügend Andeutungen und lose Enden um sich auf die Nachfolgebände zu freuen, die den Hintergrund der Welt hoffentlich etwas stärker ausbauen.
Die zwei Themen von Sanderson, die er in allen seinen Geschichten zentral positioniert, das "philosophieren" der Figuren und die zentrale Rolle der Religion sind hier (erfreulicherweise) deutlich schwächer ausgeprägt als in seinen übrigen Werken, aber zumindest die religiösen Aspekte zeichnen sich bereits für die Nachfolger ab.

Die Hauptfigur der Geschichte ist Joel, ein junger Schüler der Armedius-Akademie, dessen größter Traum es ist, ein Rithmatist zu werden. Als nicht-auserwählter bleibt ihm allerdings nichts anderes übrig, als den erwählten Rithmatist-Schülern zuzusehen und so viel darüber zu lernen wie ihm möglich ist. Die Handlung beginnt, als mehr und mehr Schüler verschwinden, auf unerklärliche Weise aus ihren Wohnungen entführt und nur Blutspuren zurücklassend. Die Aufklärung der Entführungen und Joels Faszination mit der Rithmatie bilden die Kernpunkte der Geschichte.

Der Beginn des Buches ist auf der Webseite von Tor frei verfügbar.

Insgesamt ein schönes Buch für jüngere und anderweitig interessierte Leser, aber bislang noch nicht herausragend.